Unser „Büssle“. Ein VW T3 Transporter Bj 1988 Caravelle GL. Der Traum aller Weltenbummler und der meiner Tochter. Der VW Bus prägt wie kein anderes Fahrzeug eine komplette Ära, angefangen vom (unbezahlbaren) T1 bis T2b und nun ist auch der T3 in Preisregionen angekommen wo es heißt: Jetzt oder Nie. .
Der Markt ist rar, die Preise meist überteuert und hin und wieder stößt man auf unseriöse Verkäufer mit gefakten Annoncen und „perfekt restaurierten“ Bussen zu viel zu billigen Preisen. Deswegen wurde der Traum des Öfteren wieder verworfen bis hin zu fast vergessen.
Nun, manchmal ist man dann doch zur richtigen Zeit am richtigen Ort. In unserem Fall war es 2017 bei einem Vater-Tochter Ausflug auf der Oldtimermesse in Friedrichshafen. Da stand er. Ganz unscheinbar, direkt am Laufweg in einer riesigen Halle mit einem „Zu Verkaufen. Bitte anrufen“ Zettel dran.
Nach langer Diskussion und Schockverliebt versuchten wir dennoch unser Glück. Und es war auf unserer Seite. Wir konnten es kaum glauben dass wir die ersten ernsthaften Interessenten waren. Mit dem Verkäufer verband uns zugleich eine Sympathie und das Bauchgefühl sagte uns auch: Da sind wir richtig. Anstatt Souvenirs in der Tasche und einer Bratwurst im Bauch (gab’s trotzdem) hatten wir jetzt einen VW Bus und eine glückliche Tochter
Während einem knappen Jahr Wartezeit in der Garage (er war beim Kauf für die H-Zulassung mit seinen 29 Jahren noch zu jung) wurden schon mal verschiedene Kleinigkeiten in Angriff genommen. Das Augenmerk lag dabei auf der Innenausstattung. Dass der Bus auch die Welt sehen kann, musste ein Bett rein. Aber so leicht waren die töchterlichen Wünsche nicht umzusetzen denn es sollte „flexibel“ sein so dass man auch ohne großen Aufwand alle 9 Sitze wieder benutzen kann wenn es erforderlich sein sollte. Ich konzipierte daraufhin ein recht flexibles Stecksystem aus Aluprofilen mit einer Liegefläche von 1,40m x 2m das sich auch mit wenigen Handgriffen übereinander im Kofferraum verstauen (mitnehmen) lässt wenn man wieder alle 9 Sitze voll nutzen will.
Zwischendurch ergab sich leider ein recht kapitaler Motorschaden durch einen geplatzten Kühlerschlauch, bei der weiteren genaueren Untersuchung am Motor zeigten sich jedoch auch noch weitere Mankos die sich nur sinnvoll mit dem Einbau eines Tauschmotors beheben ließ. Dies war zwar mit Aufwand an Zeit und Kosten verbunden; dafür haben wir nun einen wunderschönen Bus um den uns viele beneiden.
Und es ist einfach immer ein besseres Gefühl wenn man weiß was und vor allem wie etwas an einem Fahrzeug repariert/restauriert wurde.
Um dem Flair der Ära von Hippies, Weltenbummler, Freigeister und Blumenkinder zumindest etwas gerecht zu werden wurde der Dachhimmel mit einem Netz aus 200 LED Lampen und über 150 Blüten in 3 Tage Dauerarbeit von der stolzen Besitzerin in Handarbeit verziert.
Er ist nicht nur bei Nacht mit eingeschalteten Lichter ein absoluter Hingucker sondern strahlt auch eine warme, persönliche Atmosphäre aus wenn man nach oben an den Blumenhimmel schaut..
In vielen Fahrten mit knapp 100 Km/h bringt unser Büssle viel Liebe und Freude auf die Straße. Passanten grüßen, winken und schmunzeln beim Anblick, entgegenkommende T3-Busse werden liebevoll mit Hand- und/oder Lichtsignal gegrüßt – es ist eine kleine verschworene Gemeinschaft die diese Fahrzeuge hegt und pflegt; und noch keiner hat sich je ein böses Hupen erlaubt wenn der, zugegeben seltene Überholvorgang mit einem T3 mal etwas länger dauert.
Bei dem immer größer werdenden Einheitsbrei sind solche Autos mit Seele wie der VW T3, goldwert. Sie entschleunigen und verlangen vom Fahrer und der Fahrerin ein gewisses Können ab, denn keinerlei der heute üblichen Sensoren und Assistenzsysteme ist da drin verbaut (und können somit auch nicht kaputt gehen).
